1982 habe ich mit meiner selbstgebauten Orgel das erste Mal am Berliner Drehorgelfest teilgenommen. Und in der Folgezeit spielte ich gern auf den Höfen in Berlin. Mit den Erfahrungen der ersten Orgel baute ich eine zweite, vermeintlich „bessere" Walzenorgel. Aber auch deren mechanische Teile erwiesen sich über die Zeit als nicht standfest genug. Als Metallhandwerker war ich „toten" Werkstoff gewohnt, das Holz aber „arbeitete" ständig und immer wieder klemmte es irgendwo in der Claves-Mechanik. Mitte der 80er Jahre überzeugte mich ein Drehorgel freund aus Köln doch eine pneumatische Notenorgel zu bauen. Nun - wenn man einen (wenn auch bescheide nen) „Rolls-Royce" gebaut hat, dann macht man sich ungern an einen „VW" heran. Aber der schnelle Rollen wechsel reizte mich doch. Zwar reichte das bisherige Repertoire für die Höfe, bei längeren Engagements war es doch etwas „dünn". 1990 hatte ich meine erste Notenorgel fertig. Ich hat te mich bei der Konzeption gedanklich auf das „Folies Bergere" und „Wochenend und Sonnenschein" konzen triert und dafür eine ungewöhnliche Tonskala angefer tigt. Viel zu spät mußte ich erkennen, dass es Notenrol len nur für die übliche Skala zu kaufen gibt. Also loche ich seitdem meine eigenen Arrangements selber, was mir obendrein bei meinen Zuhörern zuweilen einige Achtung einbringt. Inzwischen habe ich 4 Orgeln gebaut: zwei Walzen- und zwei Notenorgeln. Die Walzenorgeln sind leider nicht mehr spielbereit und warten schon seit Jahren auf eine gründliche Überholung. Aber mit den Notenorgeln bin ich im Sommer oftmals in den Höfen Berlins unterwegs. So manche nette Episode kann ich davon erzählen. Ein Höhepunkt für mich ist aber meine jährliche „Dreh orgelreise" Da ziehe ich von Ort zu
Ort und spiele vor mittags und nachmittags, versuche von den Einnahmen zu leben (was natürlich nicht gelingt) und schlafe am Wegesrand im Zelt. Ich bin dann ein unrasierter Dreh - orgelvagabund bis ich nach einer Woche wieder zuhau se ankomme. Nun bin ich zwar ein vielbeschäftigter Rentner und Opa, aber an schönen Sommerabenden bin ich immer gern mit einer meiner Drehorgeln „einfach mal weg". Und damit grüße ich alle Drehorgelfreunde aus den Häuser schluchten meiner Heimatstadt Berlin. Euer Norbert (Aus: “Der Leierkasten”, Magazin des Vereins “Internationale Drehorgelfreunde Berlin” 2009, Winterheft)
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